Das Jahr 2022 war für die Bewohner der Westbank – nein, halt: für die palästinensischen Bewohner der Westbank – das tödlichste Jahr seit 1967. Durch Soldaten und Polizisten der israelischen Besatzer und vermehrt auch durch die radikalen Siedler kamen mehr Menschen um, als je zuvor.
Alleine 47 Jugendliche und Kinder unter 18 Jahren. Nirit Sommerfeld hat sie in einem beeindruckenden Kurzfilm dokumentiert.
Auch dieses Jahr möchten wir die Behindertenwerkstatt Ma’an lil Hayat in Bethlehem unterstützen, indem wir deren Produkte aus gefilzter Schafswolle verkaufen.
Da auf dem Weihnachtsmarkt dieses Jahr kein Platz für uns frei war, sind wir in Ehrenfeld in das Schaufenster gezogen.
Hier möchten wir Sie einladen, die kleinen Waren als wohltätige Weihnachtsgeschenke oder Adventspräsente zu erwerben.
Die Geburtskirche in Bethlehem bildet hier die Kulisse für die Mauer aus Olivenholz und die Krippenfiguren dazu. Ein Kunsthandwerk aus Bethlehem, nachempfunden der 8 m hohen Mauer, welche Bethlehem von drei Seiten einschränkt und das tägliche Leben bedroht.
Die Geburtskirche, gebaut 533 unter dem byzantinischen Kaiser Justinian, ist hier frisch saniert (2013 – 2022) zu sehen und wird von Pilgern wie Touristen nun endlich wieder besucht und bestaunt.
Doch für die Bürger in Bethlehem ist diese Pracht, vor allem die in der Kirche, wenig von Belang, denn die Mauer und die damit verbundenen Beschränkungen bestimmen das Leben sehr und machen es armselig und karg. So karg wie unsere Darstellung es hier symbolisch widerspiegelt: Die Hirtenfelder, Olivenbaumfelder und die Kulturlandschaft sind auf der einen Seite der Mauer, Die Stadt und Bewohner, die Bauern, Händler und Handwerker auf der anderen Seite.
Zu besichtigen täglich bis 06.01.2023 im Fenster des Vringstreff e.V., Im Ferkulum 42, 50678 Köln, direkt hinter der Severinskirche
Das 4-Tage-Programm mit einer bunten Palette palästinensischen Filmschaffens
04.- 07.11.2022
im Filmhaus Köln, Maybachstr. 111
Nun endlich können wir voller Stolz dieses Filmprogramm zeigen:
Fr. 04.11.2022 18:00 Uhr
Mediterranean Fever
ganz neu im Kino: eine nachbarschaftliche Beziehung mit mörderischen Folgen.
Fr. 04.11.2022 20:15 Uhr Kurzfilmprogramm
Einführung von und mit Irit Neidhardt: Message from the Bottle – palästinensisches Filmschaffen
Nation EstateThe Eid GiftABIENCECheckpoint 300The PresentA Dance for Palestine
Samstag 05.11.2022 um 17:00 Uhr
WAJIB
Eine Rückkehr in die alte Heimat mit den traditionellen Erwartungen der Familie – da sind die Probleme vorprogrammiert…
Samstag 05.11.2022 um 19:00 Uhr
GIRAFFADA
der Kampf um das Überlebe einer Giraffe unter Besatzung. Dramatisch, komisch und anrührend.
So 06.11.2022 um 15:00 Uhr
Heimat am Rande
Ein Film über drei Palästinenser in Israel
Der Filmemacher Wisam Zureik – ein in Israel geborener Palästinenser – bietet mit seinem Film einen tiefen, aufschlussreichen und anregenden Einblick in die Lebensumstände der drei Protagonisten. Der Film eröffnet einen Blickwinkel auf die Situation der palästinensischen Minderheit in Israel und erzählt von Marginalisierung, Gerechtigkeit, Trauer, Liebe, Wut und Hoffnung.
Eintritt 8,- / 7,- / 6,- € Karten sind online und an der Abendkasse erhältlich. Kartenreservierung: 0221-33 77 05 15 Filmhaus, Maybachstraße 111, 50670 Köln (U-Haltestelle Hansaring & Ebertplatz)
Wir, das CAFE PALESTINE COLONIA und der Städtepartnerschaftsverein Köln-Bethlehem, DANKEN ganz herzlich dem FILMHAUS für die geschmeidige und unkomplizierte Vorbereitung und Durchführung des Kinoprogramms und für die tolle Gastfreundschaft.
genau 3 Monate vor Weihnachten, der 24. September 2022 stand ganz im Zeichen von Bethlehem, Drei Könige und Begegnung der Menschen.
Anlässlich der 700-Jahr-Feier zur Weihe des Domchores hatte Msr. Robert Kleine zum Friedensgebet eingeladen und fast alle Fördervereine der Kölner Städtepartnerschaften waren dabei.
Vertreter aus den Partnerstädten oder aus den Vereinen sprachen in der Feier um 12 Uhr in der jeweiligen Landessprache das Gebet um den Frieden in der Welt. So war auch zwei mal arabisch dabei, einmal aus Tunis und am Ende mit Rev. Prof. Dr. Mitri ar-Raheb einmal aus Bethlehem.
Frieden – Salam
Begegnung im Rathaus
Das Wetter war günstig für die bunten Stände auf dem Roncalliplatz, wo das intern. Begegnungsfest Gespräche und Wiedersehen an den Infotischen der Vereine ermöglichte. Weitere Begegnungen im Rathaus beim Empfang der Bürgermeisterin, vertreten durch Herrn Bürgermeister Dr. Elster, endeten mit einem Eintrag der internationalen Besucher in das Gästebuch der Stadt und einem Gruppenbild.
Mitri ar-Raheb beim Eintrag in das Gästebuch
Hoffnung und Wirklichkeit
unter diesem Titel erhielten wir am Abend vorher Einblicke in das Leben im Bezirk Bethlehem, ein Gebiet von der Küste des Toten Meeres (-400m) bis hinauf über die Höhen (+800m) und zu den fruchtbaren Böden des Weltkulturerbes in Battir. Sachlich und locker, teilweise humorvoll erfuhren wir in dem bebilderten Vortrag von Alltag zwischen Mauern, wirtschaftlichen Zwängen und Möglichkeiten, aber auch Ängsten und Nöten der Menschen, besonders nach der Coronakrise unter der Besatzung.
Dankbar wurde die Möglichkeit für anschließende Fragen wahrgenommen, von persönlich bis hin zu allgemeinen Aussichten zur Ein- oder Zwei-Staatenlösung für Palästina und Israel, wobei andere Alternativen durchaus sinnvoll wären, würden die Parteien den Diskurs einfach nur zulassen.
Roni Hammermann starb am 3. September 2022 nach schwerer Krankheit im Alter von 82 Jahren. Wir hatten von ihr persönlich auf mehreren Besuchen in Bethlehem und Palästina über ihre Friedensarbeit an den Checkpoints erfahren dürfen. Seit 2001 hat sie als Mitbegründerin von Machsom-Watch (Checkpoint-Beobachter) alleine durch die Anwesenheit der beobachtenden israelischen Frauen die meist sehr jungen Soldaten an den Checkpoints in ihrem Umgang mit den Palästinensern gezügelt. Trotz, dass es nur kleine Schritte der Entspannung waren, sind die Konsequenz für die Beteiligten für diesen Moment sehr erleichternd. Aber auch durch Gespräche und Kontakte mit den Soldaten und Soldatinnen, die ihre Kinder oder Enkel sein könnten, wurde deren Umgang bei den Kontrollen entschärft oder unzulässige Vorgänge wurden protokolliert.
2008 erhielt sie den Aachener Friedenspreis, womit ihre unermüdliche, oft emotional nicht zu ertragende Arbeit besonders wertgeschätzt wird.
Wir behalten sie mit ihrer resoluten, wertschätzenden Art in sehr guter Erinnerung und hoffen, ihr Lebenswerk wird Fortsetzung finden und bald einmal größere Früchte tragen.
Es gibt viele Filme über den Grenzwall, die Mauer, die der israelische Staat zwischen Israel und dem besetzten Westjordanland errichtet hat. Vor wenigen Tagen wurde auf dem Dokumentationskanal PHOENIX ein weiterer, neuer Beitrag dazu erstausgestrahlt, der seit zwei Tagen auch in der Mediathek abrufbar ist.
„Ein guter Film“ –
Suraya Hoffmann, gebürtige Palästinenserin schreibt „es lohnt sich, sich ihn anzuschauen“.
Gäste aus Köln im November 2006 vor der Mauer in Bethlehem (links Erste Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes) <Das Foto ist älter – aber noch nicht Vergangenheit, hrh>
Der TV-Beitrag ist aktuell produziert (von einem unabhängigen walisischen Studio) und das ist es auch, was ihn auszeichnet: er ist aktuell. Der Konflikt zwischen den beiden Parteien wird nicht zum X-ten-Mal mit allen Nebenaspekten ausgewalzt, sondern ‚nur‘ skizziert. Stattdessen informieren aktuelle Bilder und aktuelle Interviews. Anschauliche Darstellungen der Mauer und ihres Verlaufs beleuchten in einer gradlinigen Regiearbeit das Schicksal der Menschen im Schatten der Mauer: Kritische Stimmen von beiden Seiten analysieren und kommentieren und vor allem kommen Menschen beider Seiten zu Wort, die darum ringen, die Dinge zu ändern.
„Das wichtigste ist, zu verstehen, dass auf der anderen Seite der Mauer keine Monster leben; es sind Menschen wie Du und ich“, sagt Raz Esther Kones, Jugendleiterin von „Roots“ und fährt fort: „Sie haben denselben Glauben und dieselben Hoffnungen. Wir haben einen anderen Namen für Gott aber unsere Religion ist in vielen Aspekten gleich. Die Werte an die wir glauben, sind ähnlich und manchmal scheint es, als sei das Schockierendste überhaupt, dass da ein Mensch hinterm Zaun ist, der ein ganz normales Leben, wie ich auch, führen möchte.
Wer in den letzten Jahren im Austausch zwischen deutschen, palästinensischen und israelischen Jugendlichen, Menschen engagiert war, weiß wie wahr das ist: Die Menschen beiderseits der Mauer wissen nichts mehr voneinander und verlernen, was sie mal wussten. Raz Esther Kones fährt fort: „In den Schulen hier unterrichtet keine Seite Hebräisch oder Arabisch. […] Mit Sicherheit wird er eine palästinensische Person treffen und kann nicht mit ihr sprechen. Natürlich wird er Angst vor ihr haben und denken, sie sei ein Terrorist, weil er nicht einmal mit ihr reden kann.“
Gelegentlich dient die Mauer den Autoren nur als Aufhänger, um über Menschen zu berichten, die sich dem Diktat ebendieser und der Trennung widersetzen. Und so kommentiert Rami Elchanan: „Wir sind in einem Zustand, in dem wir einander ignorieren. […] Der Hauptzweck (der Mauer) ist, Angst in die Herzen der Menschen zu pflanzen, die andere Seite zum Risiko zu erklären. Wenn Du Angst vor etwas hast, kommst Du nicht näher. Und wenn Du nicht näherkommst, wirst Du nichts erfahren. Und wenn Du nichts weißt, wirst Du kein Interesse daran haben, die Situation zu ändern. Sie ist auf Angst, Terror und Ignoranz gebaut …“
Die politische Landkarte des besetzten Westjordanlands nach dem Abkommen von Oslo wird skizziert und mit eindrücklichen Beispielen aus dem Alltag veranschaulicht. Mit einem ehrlichen Blick auf die Wahrheiten werden die Schicksale der Bauern und Bäuerinnen, der alten und jungen Menschen gezeigt – und am Beispiel einer Initiative aus dem Flüchtlingslager Aida am nördlichen Rand Bethlehems zeigt der Film, wie notwendig es ist, gerade den traumatisierten Kindern zu helfen: Sie möchten etwas Schönes erleben und dazu proben sie ein Theaterstück, um der Welt zeigen können, dass es sie gibt.
Es gibt viele Protagonisten und Akteure – selbst Banksy hat seine Spuren hinterlassen. Deutliche Worte werden gesprochen, Enttäuschung und Wut finden ihren Ausdruck. Oder die Autorin Prof. Nurid Peled-Elhanan, eine israelische Menschenrechtlerin, die in ihrer wissenschaftlichen Arbeit zeigt, was einen „Soldaten dazu bringt, dass er den Abzug gegen ein 10-jähriges Mädchen drücken kann.“ (Rami Elchanan). Und eben Rami Elchanan und Bassam Aramin, ein israelischer und ein palästinensischer Vater, denen ein Kind von Soldaten oder Attentätern der anderen Seite getötet wurde. Nach und wegen dieser schmerzhaften Erfahrung und ihrem Leben geprägt vom Krieg gegen die jeweils andere Seite engagieren sich die beiden seit einigen Jahren in einer weltweit einzigartigen Organisation: dem Parents Circle Families Forum, einer Gruppe von etwa 600 palästinensischen und israelischen Eltern und Familien, die Menschen verloren haben.
„Die Geschichte des Anderen kennen lernen“ ist einer ihrer Ansprüche.
Erst Mitte Juni waren die beiden auch in Köln zu Gast und haben, vom Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln-Bethlehem in die Karl-Rahner-Akademie eingeladen, die Zuhörer:innen nachhaltig beeindruckt: „Wir sind die einzige Organisation, die nicht nach neuen Mitgliedern sucht, denn der Eintrittspreis ist zu hoch.“
Sie wollen Zuversicht stiften, „die Macht des Schmerzes nutzen.“
Rami Elchanan spricht für beide: „Es wird immer einen Riss in der Mauer geben, durch den man drunter, drüber oder hindurch kann. Es braucht Risse in der Mauer aus Hass und Angst, die unsere zwei Nationen trennen. Wir wollen nicht pro-israelisch oder pro-palästinensisch sein, das würde uns nicht helfen. Wir fordern […] für den Frieden zu sein.“ […]
„Ich betrachte den Mörder meiner Tochter als Opfer. Er war kein geborener Killer, etwas hat ihn dazu gemacht!“
Der Link zum Film von Caryl Ebenezer, Raghad Mukarker und Daniel Cohen:
BROKEN – A Palestinian Journey Through International Law
Dokumentarfilm (2019) mit anschließendem Gespräch mit dem palästinensischen Regisseur Mohammed Alatar
Im Zentrum des Filmes steht die völkerrechtliche Bewertung des Verlaufs der von Israel errichteten Sperrmauer zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag wurde von den Vereinten Nationen damit beauftragt, nicht die Mauer als solche, sondern deren Verlauf juristisch, d.h. vor allem in völkerrechtlicher Hinsicht zu bewerten. Es erklärt 2004 den Bau der Mauer, soweit sie auf palästinensischem Gebiet verläuft, für illegal.
Durch die ausführlichen Interviews mit an dieser Entscheidung beteiligten Richtern, Völkerrechtsexperten und Diplomaten, in denen auch ethische Überlegungen zur Sprache kommen, ist dieser historische Rückblick sehr erhellend. In Zeiten, in denen zahlreiche Staaten sich wieder von multilateralen Vereinbarungen abwenden und zu einer unilateral ausgerichteten Außenpolitik zurückkehren, ist der Film nach wie vor aktuell.
Rami Elchanan ist Israeli und lebt in Jerusalem. Bassam Aramin ist Palästinenser und lebt in der West Bank. Gemeinsam engagieren sie sich für die Überwindung der Feindseligkeiten im Nahen Osten.
Ein Dialog zwischen Israelis und Palästinensern – geht das überhaupt?
Nach der erfolgreichen Lesung aus APEIROGON mit dem Autor Colum McCann im Literaturhaus (12.10.2021) sind die beiden Protagonisten nun selber bei uns und berichten darüber, wie sie zum Dialog fanden und was sie dabei miteinander erreichen konnten.
Köln
in Kooperation mit der Karl-Rahner-Akademie und der Melanchthon-Akademie
Beide Männer gehören dem Parents Circle – Families Forum (PCFF) an, einer Organisation für palästinensische und israelische Familien, die alle ein Familienmitglied im anhaltenden Konflikt verloren haben. Seit 1994 bemühen sich die Mitglieder, gemeinsam einen Weg für Versöhnung und Frieden zu finden, indem sie den gegenseitigen Respekt und die Empathie zwischen Israelis und Palästinensern fördern.
Beide stehen auch den Combatants for Peace (CfP) nahe, zu deren Gründern Bassam Aramin gehört. Rami und Bassam sind Freunde geworden, nachdem jeder durch Gewalt eine Tochter verloren hat:
Ramis Tochter Smadar wurde 1997 im Alter von dreizehn Jahren von einem palästinensischen Selbstmordattentäter vor einem Jerusalemer Buchladen getötet.
Bassams Tochter Abir starb 2007 mit zehn Jahren vor ihrer Schule durch die Kugel eines 18jährigen israelischen Grenzpolizisten. Sie hatte sich gerade in einem Laden gegenüber Süßigkeiten gekauft.
Der Schmerz dieser Frau unterschied sich in nichts von meinem Schmerz.
Wir dürfen den Gedanken, friedlich Seite an Seite zu leben, nicht länger von uns weisen.
Wir begegneten uns als Feinde, die miteinander reden wollten.
Früher glaubte ich, dieser Konflikt sei unlösbar, dass wir uns für immer hassen würden, aber es steht nirgends geschrieben, dass wir uns weiter gegenseitig umbringen müssen.
Es wird erst vorbei sein, wenn wir reden.
Der Roman von Colum McCann (Rowohlt-Verlag) schildert das Leben von Bassam Aramin und Rami Elchanan und das ihrer Familien nach dem Tod ihrer Töchter.
Die Zitate auf dieser Seite sind alle dem Roman entnommen: S. 292, 294, 311, 318, 195