Corona hinter Mauern

Die Einschränkungen durch die Ausbreitung des Virus sind nicht nur Kontaktverbot und Abstand, sondern auch fehlende Zukunftsaussichten durch die Unsicherheiten in der Entwicklung dieser Krise. Damit einhergehend sind wir von der Zukunft, den Zukunftserwartungen abgeschnitten, wir sind „Eingesperrt in der Gegenwart“, wie es der Philosoph David Lauer nennt. Uns ist der Sinn der Gegenwart genommen, da sich die Zukunft nicht wie gewohnt planen lässt.

In Palästina und besonders in Gaza kennt man diese Situation schon aus anderen Gründen. Durch die begrenzende Mauer, Kontrollen und spontane Ausgangssperren oder kollektive Strafen gibt es genügend Übung in fehlender Zukunftsperspektive. Kein Planen was morgen oder nächste Woche sein wird, spontan sich auf neue Situationen einstellen.

Bewegung eingeschränkt

Jetzt kommt also der „Lock-Down“ durch Corona auch in Palästina noch hinzu. Die gewohnte Reiseeinschränkung für Palästinenser*innen für den Übergang nach Israel wird nun auch zwischen palästinensischen Städten, Distrikten und Dörfern von der Polizei durchgesetzt.

Bethlehem – mit den meisten bestätigten Fällen im Westjordanland – wurde schon früh abgeriegelt, sowohl von Israel wie auch im eigenen Distrikt. Die Mobilität der Bevölkerung wird auch hier auf das notwendige Mindestmaß für Gänge zum Supermarkt, in die Apotheke oder zum Arzt reduziert. Hier gehen die palästinensischen Sicherheitskräfte nicht zimperlich vor, sind sie doch auch dem israelischen Sicherheitsbegriff verpflichtet und halten Opposition und Demonstranten in Schach.

Aus Bethlehem hören wir von unseren Freunden, dass die Ausgangsperre seit dem 02. März 2020 nicht nur auf die Universitäten, Schulen, Geschäfte, Hotels beschränkt ist. Auch die Nachbarstädte Beit Jala und Beit Sahour dürfen ebenso wenig betreten werden. Der Grenzübergang nach Jerusalem ist völlig abgeriegelt.  Manche Hotels dienen als Quarantäne-Station und den Angestellten wurde für März & April der halbe Lohn ausgezahlt. Von morgens sieben bis abends sieben Uhr sind nur noch Apotheken, Bäckereien und Lebensmittelläden geöffnet. Aber Toilettenpapier ist hier keine Mangelware!

Die größte Bedrohung wird in den heimkehrenden Arbeitern aus Israel gesehen, die das Virus mitbringen könnten, besonders im Norden der Westbank. Die Palästinenser in Jerusalem bekommen nicht die angemessene Beachtung zur Aufklärung zu Corona und Behandlung. Hierzu erhalten sie nähere Informationen u.a. bei medico international.

Ergänzung vom 21. April 2020 zur Situation in Palästina

Ein Bericht aus Palästina vom internationalen Verband der Sozialarbeiter
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