Weihnachten 2023

Virtuelle Weihnachts-Solidaritätskampagne „Hoffnung aus Bethlehem: Frieden für Palästina“,
Dar al-Kalima Universität

Die virtuelle Kampagne wurde im Rahmen eines Seminars gestartet, das von Pfarrer Prof. Mitri Raheb, dem Gründer und Präsidenten der Dar al-Kalima Universität, eröffnet wurde, in dem er sagte: „Als erste und einzige Universität in Palästina mit dem Schwerpunkt Kunst, Kultur und Design haben wir dieses Jahr beschlossen, eine besondere virtuelle Kampagne „Hoffnung aus Bethlehem: Frieden für Palästina“. Die Dar al-Kalima Universität befindet sich in Bethlehem, also im Westjordanland, aber sie ist die einzige Universität im Westjordanland mit einem Satellitenprogramm in Gaza. Wir haben Mitarbeiter, Lehrer und Studenten in Gaza. Einige von ihnen haben wir bei den israelischen Luftangriffen verloren, andere wurden vertrieben, von wieder anderen wissen wir nicht, ob sie noch am Leben sind oder nicht.

Während sich die Menschen weltweit auf Weihnachten vorbereiten, denken sie an Bethlehem. Wegen des Krieges in Gaza und als Zeichen der Trauer über die Tausenden von ermordeten Zivilisten haben die Kirchen im Heiligen Land beschlossen, alle Weihnachtsfeiern abzusagen.

 Doch die Weihnachtsgeschichte ist eine palästinensische Geschichte schlechthin. Sie handelt von einer Familie aus Nazareth, die vom Römischen Reich gezwungen wurde, aus dem Norden Palästinas, also aus Nazareth, in den Süden, also nach Bethlehem, umzusiedeln. Jesus wurde als Sohn einer vertriebenen Familie geboren. In der Herberge gab es keinen Platz für ihn, also wurde er in einer Krippe geboren. Die Situation in Palästina unter der römischen Besatzung war alles andere als einfach. König Herodes ordnete sogar an, alle Kinder in der Gegend von Bethlehem zu massakrieren. Bei den israelischen Luftangriffen im Gazastreifen wurden innerhalb von fünf Wochen über 8000 Kinder ermordet. Das Weinen, das heute in Gaza zu hören ist, ähnelt sehr dem Weinen, das vor 2000 Jahren in Bethlehem zu hören war.

Doch wir sind nicht hier in Gaza, um zu weinen, sondern um erstklassige Musik zu hören. Auch das ist Teil der Weihnachtsgeschichte. Denken Sie daran, dass in jener Nacht ein Chor von Engeln sang. Gloria in excelsis deo. Dies war ein Hymnus des Widerstands. Der Ruhm gebührt allein Gott, nicht dem Imperium. Mit all seinen militärischen, wirtschaftlichen und geheimdienstlichen Fähigkeiten.

Der Friede auf Erden war auch ein Statement des Widerstands, er war eine Kritik an der sogenannten pax romana des Römischen Reiches. Das römische Verständnis von Frieden basierte auf militärischer Unterdrückung und Entmenschlichung von Menschen, die nicht römisch waren.

Der Frieden, den die Engel verkündeten, basierte auf Gerechtigkeit, Menschenwürde und Gleichheit.

Das Kind von Bethlehem, das militärische Unterdrückung, Vertreibung und sicher auch Traumatisierung erlebte, wuchs auf und predigte: Selig sind die Friedensstifter, nicht die Friedensredner. Er verkündete den Gefangenen die Freiheit und den Geknechteten die Gerechtigkeit.

Unsere heutigen Musiker werden diese Tradition fortsetzen, die die Engel vor zweitausend Jahren begonnen haben. Sie werden singen und eine Kultur des Lebens verkünden angesichts dieser Kultur des Todes. Sie werden den Menschen in Gaza die Botschaft übermitteln, dass sie nicht vergessen sind, dass die Menschlichkeit sie nicht im Stich lässt, dass sie ein Leben in Würde und nicht den Tod verdienen, Freiheit und nicht Nakba, Gleichheit und nicht Entmenschlichung“.

Zum Abschluss seiner Rede dankte Mitri Raheb allen, die sich mit dem palästinensischen Volk aus allen Ländern der Welt solidarisiert haben, und rief zu einem dauerhaften Waffenstillstand und einem gerechten Frieden auf.

Mitri Raheb, Bethlehem im Dezember 2023


Mahmoud Darwish

Denk an den Anderen

Wenn du dein Frühstück bereitest, denk an den Andern
und vergiss nicht das Futter der Tauben.
Wenn du in deine Kriege ziehst, denk an den Andern
und vergiss nicht jene, die Frieden fordern.
Wenn du deine Wasserrechnung begleichst, denk an die Andern,
die ihr Wasser aus den Wolken saugen müssen.
Wenn du zu deinem Hause zurückkehrst, deinem Hause, denk an den
Andern und vergiss nicht das Volk in den Zelten.
Wenn du schlafen willst und die Sterne zählst, denk an den Andern,
der hat keinen Raum zum Schlafen.
Wenn du dich mit Wortspielen befreist, denk an den Andern
und denk an jene, die die Freiheit der Rede verloren.
Wenn du an die Anderen in der Ferne denkst, denke an dich,
und sage: wäre ich doch eine Kerze im Dunkeln.

Übersetzer: Hakam Abd al-Hadi (2004)

Weihnachtsbotschaft aus Bethlehem

Mitri Raheb sendet uns seine Gedanken zum Weihnachtsfest 2020

aus: https://www.globalministries.org/christmas_message_from_bethlehem_rev_dr_mitri_raheb

„Vor 2000 Jahren wurde die HOFFNUNG in Bethlehem geboren. Diese Hoffnung leuchtet immer noch und stellt sich gegen alle Formen der Ungerechtigkeiten: Rassismus, Besatzung, Armut und Militarisierung.“

„Als die Hirten nach Bethlehem gingen, fanden sie Maria, Josef und das Kind in der Krippe. Sie fanden echte Menschen, die Namen haben, die Gesichter haben. Die Weihnachtsgeschichte lädt uns ein, die Menschen nicht zu vergessen, weil es die Menschen sind, die am meisten leiden unter der systemischen Ungerechtigkeit. Sie lädt uns ein, in Kontakt zu treten mit den Menschen in Palästina, den Christen in Bethlehem die Hände zu reichen. Nachzudenken über die weltweit unter jeglicher Ungerechtigkeit leidenden Menschen.“

Rev. Dr. Mitri Raheb
Präsident des Diyar Consortium
Bethlehem

Seine Videobotschaft in englischer Sprache

Olivenholzkrippe 2020

Die Gestaltung des Umfeldes, in dem die Krippe eingebunden ist, hat diesen thematischen Hintergrund:

Traditionen in unseren Partnerstädten

Mit dem Projekt werden die vielfältigen kulturellen Beziehungen zwischen Köln und seinen
Partnerstädten am Beispiel des Themas „Weihnachten“ aufgezeigt. Geteilte Werte und Traditionen,
aber auch Neues, Unbekanntes und Überraschendes werden vorgestellt.

Weihnachten in Bethlehem hat Traditionen, die ihre besonders eigenen Facetten zeigen.

Hier erhalten Sie einen kleinen Eindruck der Fenstergestaltung:

In der Adventszeit 2020 stellten Vereinsmitglieder traditionell die „Mauerkrippe“ wieder im Vringstreff e.V. in der Südstadt auf .

Im Ferkulum 42, 50678 Köln
hinter der Severinskirche
(H) Chlodwigplatz

Die Ausführliche Beschreibung und alle Bilder finden Sie hier

Zu dieser Beschreibung gibt es eine kurze Ergänzung im Film von 3:38 min (engl.) unter
https://www.youtube.com/watch?v=wlsVEnQLlNA

Eine Ausführliche Darstellung dieser Festtage auf dem Krippenplatz gibt es hier
https://www.youtube.com/watch?v=oFe-8cRUf5g,   mit englischer Moderation, 23:37 min

Weihnachten in Bethlehem

Bethlehem

Im Alten Testament wird Bethlehem im ersten Buch erwähnt: Abrahams Sohn Jakob war mit seiner Frau Rahel unterwegs nach Hebron. Bei Bethlehem brachte Rahel einen Sohn zur Welt und starb direkt nach der Geburt. Rahels Grab kann bis heute besichtigt werden, heute nur noch von Israel aus, zwischen den hohen Betonmauern.
In Bethlehem leben heute rund 30.000 Menschen. Vor 15 Jahren waren noch rund 60 Prozent der Einwohner Christen, heute sind es weniger als 20 Prozent, Tendenz abnehmend, viele ziehen ins Ausland.

Weihnachten in Bethlehem

Wir sind es in Köln gewohnt, Weihnachten bei kalten Temperaturen ruhig und besinnlich im Familienkreis zu feiern. In unserer Partnerstadt Bethlehem gibt es ganz anderer Traditionen, die von der arabischen Kultur und christlichen Gebräuchen geprägt sind – für uns auf den ersten Eindruck lebhaft, bunt und ausgelassen.

die Treppen der Paul-VI-Street

In Bethlehem feiern die Katholiken am 24. Dezember Christi Geburt, die Griechisch-Orthodoxen am 7.Januar und das armenisch-orthodoxe Weihnachtsfest ist am 19.Januar. Die jeweiligen Patriarchen werden gegenseitig eingeladen, so ist jede dieser Feiern immer auch eine ökumenische Begegnung.

Im Advent beginnen auf dem Krippenplatz die großen Feierlichkeiten mit einem bunten Bühnenprogramm aus Musik, Tanz, Reden und Unterhaltung unter dem riesigen Weihnachtsbaum. Das Einschalten der Weihnachtsbaum-Beleuchtung ist der Höhepunkt des Abends und wird mit einem Feuerwerk begleitet.

An Heilig Abend kommt Volksfeststimmung auf

Auf dem Krippenplatz vor der Geburtskirche, gegenüber liegt die Omar-Moschee und das Rathaus, ist am Nachmittag großer Trubel. Einheimische Kinder wuseln zwischen Pilgern aus aller Welt, unter einem „Himmel“ aus Lichtern neben dem bunt erleuchteten Weihnachtsbaum in wechselnden Farben und Mustern.

Am anderen Ende der Stadt geschieht – wie jedes Jahr nur an Weihnachten – etwas einmaliges: In der 8m hohen Mauer, die Bethlehem im Norden von Jerusalem trennt, steht das riesige Tor offen! Für einen kurzen Moment ein schönes Zeichen an Weihnachten! Dort, wo öfter Krawall, Tränengas und brennende Barrikaden anzutreffen sind, herrscht heute freudige Festtagsstimmung.

Aus dem 10 km entfernten Zentrum von Jerusalem wird die Fahrzeugkolonne geistlicher Würdenträger erwartet, angeführt vom Oberhaupt der katholischen Kirche im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa, Franziskaner und der Lateinische Patriarch von Jerusalem.
Begleitet werden die Fahrzeuge von berittenen Polizisten, bis zur Mauer israelische, ab dort palästinensiche Reiter. In der Stadt Bethlehem werden sie von den christlichen Würdenträgern begrüßt und gemeinsam gehen Sie zu Fuß weiter, entlang der Paul-VI-Straße und der Sternengasse, zwei Stunden längs durch die Stadt bis zur Geburtskirche.

Angeführt wird der Zug von verschiedenen Pfadfindergruppen mit Trommeln, Dudelsack und weiteren Blasinstrumenten. Sie marschierten zu ihrer Musik und werden von vielen Menschen am Straßenrand beobachtet, gefilmt und fotografiert. Bunte Luftballons und verkleidete Weihnachtsmänner begleiten das Treiben, während an die Kinder Bonbons verteilt werden.

Umgeben von Polizei, Soldaten und tausenden Pilgern kommen die Geistlichen auf dem Krippenplatz an, schütteln Hände, finden aufmunternde Worte und nach vielen Gesprächen auf dem Platz ziehen sie durch ein Spalier von Messdienern, Mönchen und Priestern in die Geburtskirche ein.

Mitternachtsmesse in der Geburtskirche

Die frisch sanierte Geburtskirche stammt aus dem 6. Jahrhundert. Sie ist damit eines der ältesten christlichen Bauwerke. Sie wurde über der Grotte errichtet, die als Geburtsort Jesu überliefert ist. Heute noch dienen in der Umgebung von Bethlehem solche Grotten als Unterstand für Schafe und Ziegen.

Die Mitternachtsmesse an Heiligabend findet traditionell in der Katharinenkirche direkt neben der Geburtskirche statt. Hunderte Gläubige aus der ganzen Welt drängen sich in dem verhältnismäßig kleinen Gotteshaus, vorne zwischen den Honoratioren sitzt auch Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas.

Nach dem Gottesdienst bestimmen vor der Geburtskirche Sterne am Himmel und auch als Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen ein verzaubertes Bethlehem. Es ist kühler geworden hier oben, aber nicht so kalt wie in Köln. Bethlehem liegt auf ca. 800 m üNN.

Die christlichen Touristen haben die Hotels gefüllt, doch Tagestouristen kommen je nach politischer Stimmung mehr oder weniger. Auch die Olivenholzschnitzer sind froh um jeden Kunden, ihre Weihnachtsstimmung hängt sehr vom touristischen Geschäft ab.

Dieses Jahr ist der Tourismus wegen Corona komplett eingebrochen, die hälfte von Bethlehems Bürgern haben kein Geld mehr! Weihnachten wird wohl dieses Jahr anders aussehen in Bethlehem …

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