Bethlehem
Im Alten Testament wird Bethlehem im ersten Buch erwähnt: Abrahams Sohn Jakob war mit seiner Frau Rahel unterwegs nach Hebron. Bei Bethlehem brachte Rahel einen Sohn zur Welt und starb direkt nach der Geburt. Rahels Grab kann bis heute besichtigt werden, heute nur noch von Israel aus, zwischen den hohen Betonmauern.
In Bethlehem leben heute rund 30.000 Menschen. Vor 15 Jahren waren noch rund 60 Prozent der Einwohner Christen, heute sind es weniger als 20 Prozent, Tendenz abnehmend, viele ziehen ins Ausland.
Weihnachten in Bethlehem
Wir sind es in Köln gewohnt, Weihnachten bei kalten Temperaturen ruhig und besinnlich im Familienkreis zu feiern. In unserer Partnerstadt Bethlehem gibt es ganz anderer Traditionen, die von der arabischen Kultur und christlichen Gebräuchen geprägt sind – für uns auf den ersten Eindruck lebhaft, bunt und ausgelassen.
In Bethlehem feiern die Katholiken am 24. Dezember Christi Geburt, die Griechisch-Orthodoxen am 7.Januar und das armenisch-orthodoxe Weihnachtsfest ist am 19.Januar. Die jeweiligen Patriarchen werden gegenseitig eingeladen, so ist jede dieser Feiern immer auch eine ökumenische Begegnung.
Im Advent beginnen auf dem Krippenplatz die großen Feierlichkeiten mit einem bunten Bühnenprogramm aus Musik, Tanz, Reden und Unterhaltung unter dem riesigen Weihnachtsbaum. Das Einschalten der Weihnachtsbaum-Beleuchtung ist der Höhepunkt des Abends und wird mit einem Feuerwerk begleitet.
An Heilig Abend kommt Volksfeststimmung auf
Auf dem Krippenplatz vor der Geburtskirche, gegenüber liegt die Omar-Moschee und das Rathaus, ist am Nachmittag großer Trubel. Einheimische Kinder wuseln zwischen Pilgern aus aller Welt, unter einem „Himmel“ aus Lichtern neben dem bunt erleuchteten Weihnachtsbaum in wechselnden Farben und Mustern.
Am anderen Ende der Stadt geschieht – wie jedes Jahr nur an Weihnachten – etwas einmaliges: In der 8m hohen Mauer, die Bethlehem im Norden von Jerusalem trennt, steht das riesige Tor offen! Für einen kurzen Moment ein schönes Zeichen an Weihnachten! Dort, wo öfter Krawall, Tränengas und brennende Barrikaden anzutreffen sind, herrscht heute freudige Festtagsstimmung.
Aus dem 10 km entfernten Zentrum von Jerusalem wird die Fahrzeugkolonne geistlicher Würdenträger erwartet, angeführt vom Oberhaupt der katholischen Kirche im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa, Franziskaner und der Lateinische Patriarch von Jerusalem.
Begleitet werden die Fahrzeuge von berittenen Polizisten, bis zur Mauer israelische, ab dort palästinensiche Reiter. In der Stadt Bethlehem werden sie von den christlichen Würdenträgern begrüßt und gemeinsam gehen Sie zu Fuß weiter, entlang der Paul-VI-Straße und der Sternengasse, zwei Stunden längs durch die Stadt bis zur Geburtskirche.
Angeführt wird der Zug von verschiedenen Pfadfindergruppen mit Trommeln, Dudelsack und weiteren Blasinstrumenten. Sie marschierten zu ihrer Musik und werden von vielen Menschen am Straßenrand beobachtet, gefilmt und fotografiert. Bunte Luftballons und verkleidete Weihnachtsmänner begleiten das Treiben, während an die Kinder Bonbons verteilt werden.
Umgeben von Polizei, Soldaten und tausenden Pilgern kommen die Geistlichen auf dem Krippenplatz an, schütteln Hände, finden aufmunternde Worte und nach vielen Gesprächen auf dem Platz ziehen sie durch ein Spalier von Messdienern, Mönchen und Priestern in die Geburtskirche ein.
Mitternachtsmesse in der Geburtskirche
Die frisch sanierte Geburtskirche stammt aus dem 6. Jahrhundert. Sie ist damit eines der ältesten christlichen Bauwerke. Sie wurde über der Grotte errichtet, die als Geburtsort Jesu überliefert ist. Heute noch dienen in der Umgebung von Bethlehem solche Grotten als Unterstand für Schafe und Ziegen.
Die Mitternachtsmesse an Heiligabend findet traditionell in der Katharinenkirche direkt neben der Geburtskirche statt. Hunderte Gläubige aus der ganzen Welt drängen sich in dem verhältnismäßig kleinen Gotteshaus, vorne zwischen den Honoratioren sitzt auch Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas.
in der Katharinenkirche
Nach dem Gottesdienst bestimmen vor der Geburtskirche Sterne am Himmel und auch als Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen ein verzaubertes Bethlehem. Es ist kühler geworden hier oben, aber nicht so kalt wie in Köln. Bethlehem liegt auf ca. 800 m üNN.
Die christlichen Touristen haben die Hotels gefüllt, doch Tagestouristen kommen je nach politischer Stimmung mehr oder weniger. Auch die Olivenholzschnitzer sind froh um jeden Kunden, ihre Weihnachtsstimmung hängt sehr vom touristischen Geschäft ab.
Dieses Jahr ist der Tourismus wegen Corona komplett eingebrochen, die hälfte von Bethlehems Bürgern haben kein Geld mehr! Weihnachten wird wohl dieses Jahr anders aussehen in Bethlehem …