Bethlehem reborn in Santiago, Chile

Eine heilige Begegnung von Erinnerung, Glauben und Identität

Von H.E. Vera Baboun, Botschafterin Palästinas in Chile

Die Ausstellung „Bethlehem wiedergeboren: Die Wunder der Geburt Christi” nach Chile zu bringen, war weit mehr als ein kulturelles Unterfangen – es ist eine tiefgreifende Bekräftigung der Identität, Widerstandsfähigkeit und gemeinsamen Menschlichkeit. Im Mittelpunkt steht die immense und lebendige spirituelle Botschaft von Bethlehem, dem Geburtsort Jesu Christi und der Hauptstadt der Weihnachtsgeschichte.

Saal mit Publikum bei der Eröffnungsfeier

Chile, Heimat der größten palästinensischen Diaspora außerhalb der arabischen Welt, hat eine tiefe symbolische Bedeutung. Es ist ein Land, in dem Generationen von Palästinensern ihre Identität, ihre Kultur und ihr tiefes Zugehörigkeitsgefühl über Kontinente hinweg bewahrt haben.

In diesem Zusammenhang bot die Ausstellung „Bethlehem Reborn“ sowohl der Diaspora als auch der breiten chilenischen Öffentlichkeit eine einzigartige Gelegenheit, sich wieder mit einem Erbe zu verbinden, das oft nur aus der Ferne erlebt wurde. Die Wahl des Ausstellungsortes – das Centro Cultural La Moneda (CCLM) im Präsidentenpalast in Santiago – war von entscheidender Bedeutung. Als eine der angesehensten kulturellen Einrichtungen Chiles verleiht das CCLM der Ausstellung nationale Sichtbarkeit und Prestige und verstärkt so ihre Reichweite und Wirkung. Es hat „Bethlehem Reborn“ zu einer eindrucksvollen und sichtbaren Hommage an das bleibende Erbe Bethlehems und die gemeinsame Geschichte, für die es steht, gemacht.

Vera Barboun, Botschafterin Palästinas in Chile
Vera Barboun, Botschafterin Palästinas in Chile

Mit der Leitung der Restaurierung der Geburtskirche bekräftigte der Staat Palästina, vertreten durch das Palästinensische Präsidialkomitee für die Restaurierung der Geburtskirche, seine Verantwortung für den Schutz seines Erbes – nicht als passives Subjekt der Geschichte, sondern als aktiver Hüter eines heiligen Vermächtnisses. Durch die Vermittlung dieser Geschichte konnten die Besucher miterleben, wie die Palästinenser trotz der Ungerechtigkeiten, unter denen sie leben, nicht nur Steine und Mosaike restaurieren, sondern auch ihre Identität, Würde und Erinnerung für künftige Generationen.

Die Ausstellung „Bethlehem Reborn“ kam in Santiago während einer der dunkelsten Phasen der palästinensischen Geschichte an – der anhaltenden israelischen Militäraggression gegen Gaza und der eskalierenden Ungerechtigkeit in Palästina. Inmitten dieser Verwüstung ist „Bethlehem Reborn“ zu einer moralischen Stimme geworden, die sich weigert zu schweigen und stattdessen eine Geschichte der Widerstandsfähigkeit erzählt. Schon der Name ist ein Aufruf zu neuer Hoffnung, Frieden und Menschlichkeit. Eine Besucherin fasste es bewegend zusammen:

„Ich bin die Enkelin von Palästinensern… diese Ausstellung hat mir geholfen, nicht nur den Schmerz, sondern auch die Schönheit, die Majestät und die Göttlichkeit der Geschichte unseres Volkes zu sehen.“

Die Eröffnung der Ausstellung am 13. März 2025 wurde besucht vom chilenischen Außenminister Alberto van Klaveren, der palästinensische Staatsminister für auswärtige Angelegenheiten, Dr. Varsen Aghabekian, und Dr. Khouloud Daibes, die Geschäftsführerin der Bethlehem Development Foundation. Ihre Anwesenheit symbolisierte die tiefe Solidarität Chiles mit Palästina und bekräftigte, dass Kulturdiplomatie, wenn sie auf Gerechtigkeit und Empathie basiert, den Dialog, das Verständnis und eine dauerhafte Freundschaft fördert.

Die Ausstellung „Bethlehem Reborn“ hat nicht nur eine kulturelle und historische Erzählung nach Santiago gebracht, sondern auch eine tiefgründige spirituelle Botschaft. In einer Welt, die von Zersplitterung und zunehmender Gleichgültigkeit geprägt ist, erinnert die Ausstellung eindringlich daran, dass Bethlehem – wo die Botschaft des Friedens, der Demut und der universellen Liebe zum ersten Mal verkündet wurde – lebendig, widerstandsfähig und heilig bleibt. Für die Menschen in Santiago, von denen viele eine alte Verbindung zu Bethlehem haben, ist die Ausstellung mehr als eine Begegnung mit einem Ort – sie ist eine spirituelle Heimkehr. Sie verbindet den Glauben wieder mit seinen Ursprüngen und lädt dazu ein, über das beständige Licht nachzudenken, das Bethlehem selbst inmitten der Zerstörung symbolisiert. Für Santiago ist die Ausstellung zu einem Ort geworden, an dem Glaube und Solidarität aufeinander treffen und Bethlehems Ruf nach Frieden uneingeschränkt Gehör findet.

In den letzten drei Monaten hat die Ausstellung die Besucher eingeladen, sich mit der lebendigen Kultur Palästinas auseinanderzusetzen. Die Botschaft des Staates Palästina in Chile hat ein reichhaltiges Programm mit Aktivitäten zusammengestellt, die die Verbindung und Beteiligung fördern sollen – sei es durch Verkostungen traditioneller Gerichte, Einführungskurse in die arabische Sprache, Ausstellungen filigraner Tatreez-Stickereien, Dabkeh-Aufführungen, Lesungen aus den Werken von Mahmoud Darwish oder die kuratierte Filmreihe, darunter No Other Land (2024). Das Kulturprogramm ist weit mehr als eine Reihe von Veranstaltungen – es ist eine kraftvolle Bekräftigung der palästinensischen Identität und Kultur.

Die Resonanz in der Öffentlichkeit war außergewöhnlich: Über 50.000 Besucherinnen und Besucher kamen zur Ausstellung, sodass sie bis zum 27. Juli 2025 verlängert wurde. Diese begeisterte Resonanz spiegelt das regionale Verlangen nach einem sinnvollen spirituellen und kulturellen Dialog wider. Unter der Leitung von Regina Rodríguez und dem engagierten Team des CCLM hat sich die Ausstellung von einer konventionellen Ausstellung zu einem dynamischen, immersiven Erlebnis entwickelt, das bei allen Besuchern einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Ein Besucher schrieb in das Gästebuch der Ausstellung: „Es war wirklich wunderbar, besonders die Nachbildung des Ortes, an dem unser Herr geboren wurde. Ich bin sehr bewegt und zutiefst dankbar.“

Bethlehem Reborn wurde unter der Leitung der Botschaft des Staates Palästina beim Heiligen Stuhl in Zusammenarbeit mit der Bethlehem Development Foundation und mit Unterstützung des Präsidialkomitees für die Restaurierung der Geburtskirche und Dr. Ramzi Khouri ins Leben gerufen. Die Ausstellung in Santiago wurde durch die herausragende kuratorische Arbeit von Tayseer Masrieh Hazboun weiter aufgewertet, dessen Professionalität und Weitsicht die kulturelle Exzellenz Palästinas in ihrer besten Form zeigen. George Al Ama hat die Ausstellung mit seltenen historischen Stücken bereichert, darunter eine Nachbildung der Geburtskirche aus Perlmutt von Yousef Zoughbi aus dem Jahr 1936 und zwei traditionelle Thobes (bestickte Kleider) von Malak. Botschafter Patricio Hales (Chilene palästinensischer Herkunft) hat ebenfalls mit vier Originalgemälden der Geburtskirche teilgenommen und damit eine sehr persönliche künstlerische Hommage an das spirituelle Herz Bethlehems geschaffen.

Ohne die großzügige Unterstützung der Förderer wäre diese Ausstellung nicht möglich gewesen. Besondere Anerkennung gilt dem Hauptspender, der Familie Jarur, deren tiefe Wurzeln in Bethlehem der Initiative ihre spirituelle Grundlage gegeben haben, sowie der Consolidated Contractors Company (CCC), deren unermüdliche Unterstützung seit Beginn der Ausstellung im Jahr 2020 von unschätzbarem Wert war. Unser aufrichtiger Dank gilt auch der Bank of Palestine und den großzügigen Beiträgen der chilenisch-palästinensischen Winpack, André Baboun und Brothers, Naim Jadue Ganem, María Ivón Abuawad und Sergio Abu Mohor Lolas. Ihr gemeinsames Engagement hat es ermöglicht, eine bedeutende Brücke zwischen Kontinenten, Generationen und gemeinsamen Erzählungen zu schlagen.

Der Erfolg von „Bethlehem Reborn“ in Chile spiegelt sich in den Zehntausenden von Besuchern wider, die sich vom Geist Bethlehems, der reichen palästinensischen Kultur und der Widerstandsfähigkeit eines Volkes, das seit langem Ungerechtigkeit erleidet, angezogen fühlten. Die Ausstellung bietet mehr als nur eine historische Erzählung – sie ist zu einem lebendigen Zeugnis der ungebrochenen Verbindung des palästinensischen Volkes zu seinem Land, seinem Erbe und seiner unerschütterlichen Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden geworden. Wie eine Besucherin im Gästebuch der Ausstellung schrieb: „Ich bin die Enkelin von Palästinensern. Deshalb schätze und würdige ich jede einzelne Anstrengung und jedes Engagement, ob groß oder klein, von allen Menschen, die dies heute möglich gemacht haben. Die Geschichte und die Gegenwart nicht nur durch den Schmerz zu betrachten, sondern auch durch die Schönheit, Erhabenheit, Pracht und Göttlichkeit, die diesem Ort innewohnen.“

Dies ist eine Übersetzung des Artikels aus
This Week in Palestine # 325, June 2025

mit freundlicher Genehmigung von Sani P. Meo und
mit herzlichen Dank an Taisir Masrieh und Tamer Hasbun und das Team

KARIMEH ABBUD – Photographie aus Leidenschaft

Nadine Helmy: Ein Blick in das Werk von Karimeh Abbud

https://artmejo.com/a-dive-into-the-oeuvre-of-karimeh-abbud/
AR | EN 🌎 in the Link above
mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin und artmejo.com


Die Fotografie begann sich im Osmanischen Reich bereits in den 1860er Jahren als ernstzunehmender Beruf zu etablieren, insbesondere während der Tanzimat-Periode (Reformen 1839-1876), als das Sultanat offizielle Hoffotografen ernannte, um die Ideologie des Osmanentums zu verbreiten.

Karimeh-Abbud-Sebah-et-Joaillier-High-school-students-Baghdad-albumen
Sébah et Joaillier – Highschool-Schüler, Bagdad, 1888–1893
Library of Congress, Prints and Photographs

In dieser Ära der Modernisierung wuchs die Kunst der Fotografie parallel zu gesellschaftlichen Fortschritten und wurde sogar als zentraler Bestandteil dieses Fortschritts angesehen. Insbesondere die Porträtmalerei spielte eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Al Nahda Al Arabiya (arab. Renaissance), da Bilder visuelle Hinweise vermittelten, die dazu beitragen sollten, die sozialen und Verhaltensnormen künftiger Generationen zu formen. In den großen Hauptstädten wie Beirut, Istanbul, Kairo, Jaffa und Jerusalem entstanden Fotostudios, aus denen Pioniere der Fotografie wie der Armenier Garabed Krikorian und der Palästinenser Khalil Raad hervorgingen, gefolgt von Persönlichkeiten wie Issa Sawabini und der einflussreichen Familie Sabonji.
Im Jahr 1924, während der Zeit vor der Nakba in Palästina, erschien in der palästinensischen Nationalzeitung Al Karmil eine ungewöhnliche Anzeige: Eine Palästinenserin erklärte sich mutig zur ersten und einzigen „Karimeh Abbud: nationale Fotografin (musawerra wataniyya)“ und bot Porträtsitzungen für Frauen und Familien an.

Geschäft des Fotografen Khalil Raad, Jaffator, Jerusalem
Die Khalil-Raad-Sammlung, mit freundlicher Genehmigung des Institute for Palestine Studies, Beirut

Historische Aufzeichnungen belegen, dass es vor dem Auftreten von Karimeh Abbud in der Geschichte der arabischen Fotografie keine Spuren einer weiblichen Beteiligung an dem Medium zu geben schien, das ausschließlich Männern vorbehalten war.
Frauen mussten sich mit Hindernissen konfrontiert sehen, wenn sie sich selbst, ihre Töchter oder Schwestern porträtieren lassen wollten oder ihr Zuhause fotografieren lassen wollten, da es nicht üblich war, dass Männer private Wohnräume betraten. Karimeh Abbud entdeckte somit einen unerschlossenen Markt und ergriff als unternehmerische Frau die Gelegenheit.

Porträt von Karimeh Abbud aus Palästina, undatiert
Porträt von Karimeh Abbud aus Palästina, undatiert
Karimeh Abbuds Stempel

Heute wird Karimeh Abbud als eine der erfolgreichsten Fotografinnen gefeiert, die die Intimität des palästinensischen Lebens vor der Nakba von 1948 eingefangen hat. Ihr Oeuvre ist umfangreich und vielfältig und umfasst eine große Sammlung von Bildern häuslicher und sozialer Szenen, Studioaufnahmen, Porträts und Landschaftsfotografien. Bemerkenswerterweise leitete sie in den 1920er Jahren vier Fotostudios gleichzeitig und pendelte mit dem Auto zwischen Nazareth, Haifa, Jerusalem und Bethlehem, wo sich das Haus ihrer Eltern befand. Bei näherer Betrachtung scheint sich Abbuds umfangreiches Werk in zwei Kategorien zu unterteilen: kommerziell vertriebene Postkarten und Bilder dokumentarischer oder sozialer Natur. Während ihr dokumentarischer Ansatz die Essenz und Lebendigkeit des palästinensischen Lebens einfing, zeigte letzterer den unternehmerischen und kreativen Geist der Künstlerin.

Frühe Jahre und der Weg zur Fotografie

Karimeh Abbud wurde in eine Familie der Mittelschicht mit einem reichen künstlerischen Umfeld hineingeboren (*13.11.1893 +27.04.1940). Durch die häufigen Reisen ihres Vaters war sie schon in jungen Jahren mit den reichen Landschaften des Landes vertraut. Als er ihr 1913 zu ihrem 17. Geburtstag ihre erste Kamera schenkte, begann sie, die Schönheit und Weite der Landschaft von Bethlehem, wo sie zu dieser Zeit lebten, zusammen mit Bildern ihrer Familie und Freunde festzuhalten. Was Said Abbud genau dazu veranlasste, Karimeh im Alter von 17 Jahren ihre erste Kamera zu schenken, ist uns nicht bekannt, doch diese Geste scheint darauf hinzudeuten, dass ihr Vater ihre Leidenschaft schon früh erkannte.
Schließlich verließ sie ihr Zuhause und ging in den Libanon, um an der American University of Beirut arabische Literatur zu studieren. Da die Schönheit der palästinensischen Landschaft für sie unerreichbar war, inspirierte sie sich selbst weiter – mit besonderen fotografischen Exkursionen zu archäologischen Stätten in Baalbek, wobei sie sich oft von Themen der arabischen Literatur inspirieren ließ. Der Beginn ihrer professionellen Fotokarriere soll durch das erste signierte und abgestempelte Foto vom Oktober 1919 markiert sein.

Während der gesamten britischen Kolonialherrschaft (1918-1948) im arabischen Raum und insbesondere in Palästina kontrollierten westliche Fotografen die Erzählung der Region – sie schufen Bilder, die Ideologien aufrechterhielten, um sie in ihre kolonialen Pläne einzupassen. Da diese Bilder in Form von Postkarten weit verbreitet waren, verstärkten sie indirekt die imperiale Präsenz, die unter einem touristischen Rausch verborgen war. Die Historikerin Analise Moors weist darauf hin, dass solche Postkarten auf der Annahme beruhten, dass die Bewohner Palästinas seit der Antike unverändert geblieben seien – und kombinierten sowohl koloniale als auch biblische Blicke zu einer einzigen orientalistischen Erzählung, die Palästina als Relikt der Vergangenheit darstellte. Trotz der negativen Konnotationen, die mit Postkarten aus der Mandatszeit verbunden sind, bewegten sie sich in einem zeitspezifischen Rahmen, der Forschern aus historischer Sicht unverzichtbare Einblicke in die Biografie ihres Besitzers bietet. Bei der Untersuchung von Abbuds umfangreichem Werk bieten ihre Postkarten wertvolle Einblicke in ihre Arbeitsweise, ihre beruflichen Motivationen, ihren künstlerischen Ansatz und den kulturellen Kontext, in dem sie arbeitete. Tatsächlich geben die Daten, Poststempel, Briefmarken und handschriftlichen Nachrichten auf ihren Bildern einen Einblick in den Markt der späten 1920er- und frühen 1930er-Jahre. Da einige Texte auf Englisch oder Französisch verfasst zu sein scheinen, offenbaren diese Hinweise eine Unternehmerin, die sich ihres Marktes geschickt bewusst war und sowohl ein nationales als auch internationales Publikum bediente.
Einige von Karimehs Postkartenbildern zeigen, dass Abbud ihre Negative oft überarbeitete – sie entfernte alte Bildunterschriften und ersetzte sie durch neue und produzierte oft lithografische Drucke in kuratierten Sets oder Serien. Sie färbte Serien oft auch von Hand ein und bot ihren Kunden so eine Reihe ästhetischer Optionen. Sie inszenierte regelmäßig biblische oder religiöse Szenen und ging sogar so weit, ihren Vater, Said Abbud, einzuladen, für eines ihrer Bilder als Tourist zu posieren.

Der Historiker Isam Nassar merkt an, dass Abbuds Linse die Menschlichkeit und Bescheidenheit ihrer Motive einfangen wollte und das Vorgetäuschte zugunsten des Authentischen ablehnte. In dieser Hinsicht war Abbuds Vision einzigartig – aufgrund der tiefen Schlichtheit, die sie in ihre Arbeit einbrachte. Sie wandte sich von den europäischen Traditionen ab, die die Kunst der Porträtmalerei beherrschten, und widmete sich ganz dem gewöhnlichen Leben ihrer palästinensischen Modelle, wobei sie diese Echtheit in einem einzigen Moment einfing.
Bei der Betrachtung ihrer Porträts kann man ihre technische Beherrschung der Seitenbeleuchtung erkennen, die sie als „National Sun Photography“ bezeichnete. Sie tauchte ihre Modelle in einen sanften Glanz und schuf Bilder, die Wärme und Intimität ausstrahlten und einen Einblick in die Seele ihrer Modelle gewährten. Durch Abbuds Porträts werden wir in eine Welt eingeladen, in der die Aura eine Feier der Normalität, des Alltäglichen ist. Ihre Motive stehen nicht als große Autoritätspersonen oder religiöse Ikonen vor uns, auch nicht als Figuren aus biblischen Erzählungen oder ethnografische Obsessionen westlicher Betrachter. Stattdessen werden sie im Lichte ihrer eigenen Bestrebungen gezeigt – Menschen, die in ihrer stillen Würde die Träume einer bürgerlichen Existenz widerspiegeln.

Diese Fotos dienten als dokumentarischer Beweis dafür, dass das Land weder unfruchtbar noch verlassen war. Darüber hinaus konzentrierte sich Karimeh Abbud darauf, echte palästinensische Familien – überwiegend aus der Mittelschicht, gebildet und gut gekleidet – zu fotografieren und ein würdevolles Bild zu präsentieren, das der zionistischen Propaganda entgegenwirkte. Solche Bilder wurden nicht für Touristen oder ein internationales Publikum geschaffen, sondern speziell für die Menschen vor Ort. Ihre Bilder von palästinensischen Familien in ihrer authentischen Umgebung stellten die orientalistische Erzählung in Frage, die Palästinenser, insbesondere Frauen, oft durch die Linse der europäischen Vorstellungskraft oder biblischer Archetypen darstellte. Auf diese Weise stellen Karimehs Fotografien einen wichtigen nationalen Beitrag dar, der die Lebendigkeit des palästinensischen Lebens vor der Nakba dokumentiert.
Unterstützt von der Abdul Hameed Shoman Foundation

Dieser Artikel gibt die Übersetzung eines Originaltextes wieder, der eine Momentaufnahme geschichtlicher Einordnung widerspiegelt und anhand einer bedeutenden Person aus der Geschichte Bethlehems erzählt.

Wir danken herzlich der freundlichen Unterstützung von Hind Joucka, der Gründerin von ARTMEJO und der Autorin Nadine Helmy.


Ergänzend dazu ein Hör-Beitrag des WDR vom 03.11.2024, 26:04 Min., Verfügbar bis 02.11.2029.
https://www1.wdr.de/radio/cosmo/podcast/lost-sheroes/index.html
Karimeh Abbud – Die erste Fotografin Palästinas
Lost Sheroes – Frauen, die in den Geschichtsbüchern fehlen

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