Spende für Bethlehem

Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde

die gegenwärtige Pandemie hat weltweite Ausmaße angenommen. Sie betrifft nicht nur uns, sondern auch die Menschen in den Partnerstädten der Stadt Köln. So ist also auch Bethlehem davon nicht verschont geblieben. Das Amt für Internationales der Stadt Köln bietet den Städtepartnerschaftsvereinen an, sie bei einer Spendensammlung für ihre Partnerstadt zu unterstützen. Jeder Verein, der über 2500,00 € einsammelt, erhält von der Stadt Köln 1000,00 € oben drauf.

Das ist ein großartiges Angebot, das uns ein Ansporn ist. Denn unsere Partnerstadt Bethlehem leidet doppelt. Weil das Virus sich von hier aus verbreitet hat, steht die Stadt seit dem 6. März unter strenger Quarantäne. Hinzu kommt in Bethlehem die Situation der Besatzung und die strikte Trennung durch Mauern und Checkpoints. Arbeitsplätze und Krankenhäuser im benachbarten Jerusalem sind unerreichbar.

Senioren leiden doppelt

Aber auch alte Menschen und Menschen mit Behinderung leiden besonders unter dieser Situation. Ihnen fehlen Medikamente, medizinische Hilfsmittel und die einfachsten Dinge für ein menschenwürdiges Leben. So musste auch die Tageseinrichtung eines Seniorenheimes schließen und die Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen sind nicht zugänglich.

Einrichtungen und Organisationen, die sich professionell und rund um die Uhr um diese notleidenden Menschen in Bethlehem kümmern, nehmen Hilferufe entgegen. Sie stellen die Bedarfe fest, organisieren Hilfe, Einkäufe und Betreuung. Ihr finanzielles Budget ist allerdings inzwischen an Grenzen gekommen und ein Ende der schwierigen Situation ist nicht in Sicht. Wir haben hiervon erfahren und wurden um Hilfe gebeten.

Mit dieser Bitte wenden wir uns an Sie für eine Spende zur Unterstützung der Menschen in Bethlehem in dieser schwierigen Zeit. Es geht um unsere Solidarität! Wenn wir über 2.500,00 € einsammeln und die Stadt dann noch 1000,00 € drauflegt, dann können wir sogar mehr als eine Einrichtung unterstützen und vielen Menschen Hilfe bringen.

Ihre Hilfe kommt an

Im Rahmen dieser besonderen Kooperation freuen wir uns über ihre Spende bis Ende Mai, damit die Hilfe dann auch schnell ankommt.
Die Spendenaktion haben wir abgeschlossen – sollten Sie dennoch gutes für Bethlehem tun wollen, dürfen Sie gerne ihren Beitrag nachreichen:

Wenn Sie uns dabei unterstützen wollen, zahlen Sie bitte unter dem Stichwort „Cor2020 Bethlehem“ auf unser Vereinskonto ein:
StäPa-Verein Köln-Bethl.

Sparkasse KölnBonn – IBAN: DE75 3705 0198 0012 7220 70

Wir danken Ihnen schon jetzt für Ihre Spende. Sie erhalten von uns eine Spendenquittung ab 200,- € oder auf Wunsch. Bitte die Adresse angeben. (bis 200,-€ ist der Kontoauszug für die Steuererklärung ausreichend)

Herzliche Grüße

Claudia Burger, Vorsitzende           Michael Kellner, Geschäftsführer

Corona hinter Mauern

Die Einschränkungen durch die Ausbreitung des Virus sind nicht nur Kontaktverbot und Abstand, sondern auch fehlende Zukunftsaussichten durch die Unsicherheiten in der Entwicklung dieser Krise. Damit einhergehend sind wir von der Zukunft, den Zukunftserwartungen abgeschnitten, wir sind „Eingesperrt in der Gegenwart“, wie es der Philosoph David Lauer nennt. Uns ist der Sinn der Gegenwart genommen, da sich die Zukunft nicht wie gewohnt planen lässt.

In Palästina und besonders in Gaza kennt man diese Situation schon aus anderen Gründen. Durch die begrenzende Mauer, Kontrollen und spontane Ausgangssperren oder kollektive Strafen gibt es genügend Übung in fehlender Zukunftsperspektive. Kein Planen was morgen oder nächste Woche sein wird, spontan sich auf neue Situationen einstellen.

Bewegung eingeschränkt

Jetzt kommt also der „Lock-Down“ durch Corona auch in Palästina noch hinzu. Die gewohnte Reiseeinschränkung für Palästinenser*innen für den Übergang nach Israel wird nun auch zwischen palästinensischen Städten, Distrikten und Dörfern von der Polizei durchgesetzt.

Bethlehem – mit den meisten bestätigten Fällen im Westjordanland – wurde schon früh abgeriegelt, sowohl von Israel wie auch im eigenen Distrikt. Die Mobilität der Bevölkerung wird auch hier auf das notwendige Mindestmaß für Gänge zum Supermarkt, in die Apotheke oder zum Arzt reduziert. Hier gehen die palästinensischen Sicherheitskräfte nicht zimperlich vor, sind sie doch auch dem israelischen Sicherheitsbegriff verpflichtet und halten Opposition und Demonstranten in Schach.

Aus Bethlehem hören wir von unseren Freunden, dass die Ausgangsperre seit dem 02. März 2020 nicht nur auf die Universitäten, Schulen, Geschäfte, Hotels beschränkt ist. Auch die Nachbarstädte Beit Jala und Beit Sahour dürfen ebenso wenig betreten werden. Der Grenzübergang nach Jerusalem ist völlig abgeriegelt.  Manche Hotels dienen als Quarantäne-Station und den Angestellten wurde für März & April der halbe Lohn ausgezahlt. Von morgens sieben bis abends sieben Uhr sind nur noch Apotheken, Bäckereien und Lebensmittelläden geöffnet. Aber Toilettenpapier ist hier keine Mangelware!

Die größte Bedrohung wird in den heimkehrenden Arbeitern aus Israel gesehen, die das Virus mitbringen könnten, besonders im Norden der Westbank. Die Palästinenser in Jerusalem bekommen nicht die angemessene Beachtung zur Aufklärung zu Corona und Behandlung. Hierzu erhalten sie nähere Informationen u.a. bei medico international.

Ergänzung vom 21. April 2020 zur Situation in Palästina

Ein Bericht aus Palästina vom internationalen Verband der Sozialarbeiter

Zwei Marathonis aus Köln in Bethlehem

Alles fing damit an, dass ich eines Tages eine Mail bekam von Winfried Preuschoff, einem Marathonläufer, der bereits über 30 Läufe hinter sich hatte. Er hatte meine Adresse in unserer Homepage entdeckt. Sein Anliegen: Er wollte seinen letzten (Halb-)Marathon aus Solidarität mit den Palästinenser*innen in Bethlehem laufen. Ob ich ihm behilflich sein könnte. Wir trafen uns sehr bald und stellten erst einmal fest, dass wir fast gleich alt waren, er einen Monat älter als ich, beide zum Zeitpunkt unseres Treffens noch78 Jahre.

Da ich schon immer laufe – wenn auch noch nie (Halb-)Marathon – konnte er mich schnell dazu animieren, mit ihm zusammen in Bethlehem den Halbmarathon zu absolvieren. Bis zum 22. März war es noch ein halbes Jahr Zeit. Ein bisschen Bammel hatte ich schon. Ich musste also üben, nicht nur eine Stunde laufen, sondern auch einmal in der Woche zwei Stunden.

Die Mauer begleitet die Laufstrecke

Ein schönes T-Shirt hatten wir schon – ein Geschenk der zwölf palästinensischen Marathonis, die wir im Herbst zum Köln-Marathon eingeladen hatten. Sie gehörten alle der Gruppe „Right to Movement“ an. Der Name ist zugleich Programm und hat in Palästina eine besondere Bedeutung. Denn in der Westbank werden die Palästinenser*innen durch Checkpoints, militärische Sperrgebiete, Naturreservate etc. in ihrer Mobilität und Bewegungsfreiheit behindert. Deshalb steht auf unserem T-Shirt unter dem Namen der Gruppe: „We run to tell another story“. Auf der Rückseite haben wir dann noch unser Emblem mit dem Dom und dem Stern drucken lassen.

Am 22. März um 6.30 Uhr ging es – nach einigen gemeinsamen Gymnastikübungen auf dem Platz vor der Geburtskirche – los. Die ersten 12 Kilometer waren nicht leicht, sie führten immer wieder aufwärts. Und viele Bethlehemer*innen wussten mit uns Läufer*innen nichts anzufangen. So alt ist der Lauf in Bethlehem noch nicht. Aber wir hatten unseren Spaß, besonders, als die Bethlehemer Marathonis, die teilweise schneller als wir oder noch nicht gelaufen waren, uns begeistert kurz vor dem Ziel begrüßten.

Jedermann ist dabei

Das schöne an diesem Lauf war unsere Begegnung auf Augenhöhe. Die palästinensischen Marathonis sind in Köln gelaufen, und wir haben hier schöne Tage mit ihnen verlebt. Und nun sind wir aus Köln zu ihnen gekommen – es sind außer uns Läufern noch weitere Mitglieder unseres Vereins mitgefahren – wir sind mit ihnen zusammen gelaufen und haben mit ihnen zusammengesessen und gemeinsame Pläne für die kommende Zeit geschmiedet. So macht Partnerschaft einfach Spaß. Sie bewegt nicht nur die Beine, sondern auch die Herzen.

Michael Kellner

Bethlehem in Bewegung

Die Motivation, eine Städtepartnerschaft zu pflegen, besteht für mich vor allem darin, Menschen zu begegnen und kennenzulernen. Sich auszutauschen über die jeweiligen Lebensumstände und so über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, ist eine Bereicherung.

Ein Erlebnisbericht von Nicole

Ein Abend in Bethlehem, Palästina, Donnerstag der 21. März 2019. Geboren wurde diese Idee im Oktober 2018 in Köln anlässlich des Marathons und der damit verbundenen Teilnahme von 12 LäuferInnen, Mitgliedern der Bewegung Right to Movement aus Palästina. Dem Zusammentreffen in Köln mit der herzlichen und offenen Atmosphäre entsprang der spontane Gedanke, den Bethlehem-Marathon 2019 mitzuerleben. Schnell war klar, dass dieser Wunsch, sich dort wieder zu treffen, auch in die Tat umgesetzt werden musste.

Dieser Plan wurde mit weiteren Ideen gefüllt. Das Timing war perfekt, konnten wir so auch die Spendengelder der Stadt Köln für drei soziale Einrichtungen bzw. Organisationen in Bethlehem überbringen. Wir haben viele Menschen getroffen und interessante Gespräche geführt, Ideen und Anregungen ausgetauscht, so z.B. im Joint Services Council for Tourism, im Ghirass Cultural Center bei einem Olivenholzschnitzer oder einfach nur bei der Begegnung beim Einkauf und im Taxi.

im Taxi unterwegs durch Bethlehem
im Taxi unterwegs durch Bethlehem

Fröhlich war das Wiedersehen mit „unseren Marathonis“. Spaghettiessen, wie überall üblich bei einem solchen Event, am Vorabend in einem hippen Laden, den ich so in der West-Bank nicht vermutet hätte. Diese quirlige Atmosphäre, vornehmlich junge Leute und internationale Besucher bzw. Mitglieder von Right to Movement, ein fröhliches Wiedersehen und Austauschen. Es könnte überall auf der Welt so stattfinden. Es wirkt so unbeschwert und normal. Genau das ist es, was diese jungen Menschen in Palästina leben möchten, Normalität und Unbeschwertheit, so wie wir dies hier völlig selbstverständlich leben.

Hätte es nicht am Vortag in Bethlehem einen Vorfall mit einem Toten und einem Verletzten gegeben, hätte der daraufhin ausgerufene Generalstreik Bethlehem an diesem Tag bis zum späten Nachmittag nicht zu einer ungewöhnlich ruhigen Stadt gemacht und hätte uns der Weg zum Treffen an diesem Abend nicht über einen Checkpoint geführt. Es hätte ein ganz normaler Marathonvorabend sein können. Doch wir sind in Palästina in der West-Bank.

Freitag, der 22.03 2019, Marathon so ganz anders als in Köln. Die Strecke ist nicht ein Rundkurs von gut 42 Kilometern. Wer diese Distanz läuft, muss die Laufstrecke zweimal absolvieren, da die Mauer und die Einteilung in Zonen A, B und C die Bewegungsfreiheit und somit die Streckenführung beschränkt.

Marathon in Bethlehem bedeutet aber neben Sport auch Demonstration.

Daher beteiligen sich neben dem Halbmarathon viele Läufer am 10-Kilometer-Lauf und am Family-Race über 5 Kilometer. Hier sieht man Kinder, Jugendliche, ganze Schulklassen, Familien, Gruppen von diversen Einrichtungen, Menschen mit Behinderung, Alt und Jung, ein Querschnitt der Gesellschaft.

Einem Großteil der Strecke fehlt das Publikum, doch im Zentrum der Stadt und auf dem Manger-Square ähnelt die Stimmung einem Volksfest.

Der Tag danach, Samstag der 23.03.2019, steht im Zeichen eines weiteren Treffens mit den Marathonis von Right to Movement. Wir essen gemeinsam und erzählen viel. Schnell wird mir wieder klar, wir sind in Palästina, wo man 2 Stunden am Checkpoint verliert und eben später kommt, wo ein Teilnehmer aus Jericho am Freitag um 2.00 Uhr morgens aufbricht, 4 Checkpoints passieren muss und erst 10 Minuten nach dem offiziellen Start um 6.20 starten konnte, da die Fahrt für die Strecke von 45 Kilometern 4 Stunden dauerte. Ein Land, wo es nicht selbstverständlich ist, einfach überall zu laufen und zu trainieren, wo ein junger Palästinenser das Ausreiseprozedere am Flughafen in Tel Aviv nicht kennt, weil er dort noch nie war und nur über Jordanien ausreisen kann.

Es wäre fantastisch, diese jungen Menschen auch dieses Jahr wieder nach Köln einladen zu können. Spontan entsteht in mir der Gedanke eine Right to Movement Gruppe in Köln ins Leben zu rufen. Ich möchte diese Ziele unterstützen, eintreten für Freiheit der Bewegung für Frauen und Männer, Jung und Alt, Menschen mit und ohne Behinderung. Wahrscheinlich ist dieses Projekt eine Nummer zu groß. Aber vielleicht schaffe ich es auch hier Worten Taten folgen zu lassen. Let us run to tell a different story!

Rückschau: Die Bethlehemer im Köln-Marathon 2018

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